In der ukrainischen Stadt Wolodymyr-Wolynskyj wurden 1941/1942 nach der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht Tausende von Juden durch die Einsatzgruppen, unterstützt von ukrainischer Miliz und Freiwilligen, ermordet und in Gräben verscharrt. Die Erinnerung daran hindert heutige Bewohner der Stadt offenbar nicht, die Massengräber aufzugraben und nach vermuteten Wertgegenständen zu suchen.
Schon in den Jahren 2010 und 2011 wurde aus der Ukraine über versuchte Grabplünderungen berichtet. Die jüngste dieser Grabschändungen fand inmitten der ukrainischen Krise, am 20. Juni 2014, statt. Weder unter sowjetischer Herrschaft, noch in der unabhängigen Ukraine ab 1991 haben die Behörden Maßnahmen getroffen, um die nördlich von Lwiw gelegenen Gräber zu schützen oder auch nur zu markieren. In der örtlichen Überlieferung wird jedoch ihre Lage ebenso kolportiert wie die Gerüchte über angeblich mit den Ermordeten dort begrabene Reichtümer aus ihrem Besitz.
Die Grabschändungen gehören zum Bodensatz des in der Ukraine bis heute weit verbreiteten Antisemitismus. Nach Angaben des Simon-Wiesenthal-Zentrums aus 2011 wurden bis dahin in der Ukraine kein einziges Mal Ermittlungen wegen Nazi-Kriegsverbrechen angestellt oder bekannten Holocaust-Tätern der Prozess gemacht. Die sowohl in der Bevölkerungsmehrheit als auch in den politischen und ökonomischen Eliten verwurzelten antisemitischen Einstellungen gehen häufig mit einer ausgeprägten Verachtung für die Gedenkstätten der Shoah einher. So plante 2009 die Kiewer Stadtverwaltung die Errichtung eines Hotels an der Stelle des Monuments für die Massaker von Babin Jar. Aufgrund internationaler Proteste wurde der Plan verworfen. Das Mahnmal war in sowjetischer Zeit errichtet worden, nachdem der russische Dichter Jewgeni Jewtuschenko 1961 das Gedicht Babin Jar veröffentlicht hatte, in dem er das Massaker und den offiziellen Umgang mit der Erinnerung anprangerte. (Quelle: http://sarahhonig.com/2014/07/01/badge-of-dishonor)