Author Archives: Thomas Gatter

About Thomas Gatter

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writer, researcher, archivist, artist, activist, Jew living and working at Bremen, Nienburg, Playa del Inglés, Ruidoso, Lanciano www.thomasgatter.eu

Protokolle des Niedergangs einer Demokratie


Aus der New York Times, 6. 1. 2025

Heute vor vier Jahren stürmten Demonstranten mit Knüppeln, chemischen Keulen und anderen Waffen das US-Kapitol, angeheizt durch Donald Trumps Lüge, ihm seien die Wahlen 2020 gestohlen worden.

Während und nach den Unruhen starben mehrere Menschen, darunter ein Demonstrant durch Schusswaffen und vier Polizisten, die Selbstmord begingen. Mehr als 140 Polizisten wurden verletzt. Nach dem Angriff schien Trumps politische Karriere vorbei zu sein, doch in zwei Wochen wird er erneut seinen Amtseid ablegen.

Er und seine Anhänger haben erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Ereignisse dieses Tages neu zu erfinden. Sie haben Verschwörungstheorien zu ihrem ultimativen politischen Vorteil verbreitet. Während seine Verbündeten im Kongress und in den Medien den Angriff herunterspielten und die Schuld auf andere schoben, wurden gewalttätige Randalierer – die strafrechtlich verfolgt, verurteilt und inhaftiert worden sind – zu patriotischen Märtyrern gemacht.

Trumps Rückkehr ins Weiße Haus wird ihm die Macht geben, das, was er „einen Tag der Liebe“ genannt hat, weiter zu beschönigen. Er hat versprochen, die Randalierer in der ersten Stunde seiner neuen Regierung zu begnadigen, und seine Unterstützer im Kongress drängen darauf, Anklage gegen diejenigen zu erheben, die seine Aktionen untersucht haben.


Heute am Mahnmal

“Jude, Jude, stirb,

du Monster, das den Boden

uns befleckt mit seiner Teufelssaat!

Du Ausgeburt des Bösen,

hast die Wahl: Verderben oder Tod.

Wir dienen, so Gott will, der Zukunft.”


Ich lächle,

schweigend, ahnungslos,

selbst trunken von der Flut

an Hass, die über meinem Kopf

zusammenschlägt.


Nulla dies sine linea,

sagt der Dichter, voller Abscheu,

auch er ein Wust zerbrochner Bilder.


Und sieh: die heile Welt stimmt ein.


Kommt doch zur Party, kommt,

ihr Feinde meiner Art,

berauscht euch nur an meinem Blut.

So werden wir zur Rettung

Frist gewinnen.


Exchanging hostages?

It isn’t illegal to be an Israeli kid.

Bombing civilians is.

(Quoted from IDF twitter account)


Gegen JEDEN Antisemitismus!

Das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Berlin und Brandenburg, das @mffb_berlin und die @jsud_official rufen gemeinsam zur Kundgebung auf:

Gegen JEDEN Antisemitismus!
🗓Sonntag, 15. Mai 2022 | 16.30 Uhr Potsdamer Platz, Berlin

Wir erleben derzeit beunruhigende Ereignisse in Berlin, Deutschland und der ganzen Welt: die verschiedenen, hässlichen Gesichter des Antisemitismus. Wir werden Zeugen des Antisemitismus in der Rechten, der Linken, unter religiösen ExtremistInnen, sowie im bürgerlichen Mainstream. Auf Berliner Straßen findet aktuell eine Reihe antisemitischer und gewalttätiger Demonstrationen statt. Dort wird offen zur Gewalt gegen Jüdinnen und Juden im Namen des Dschihad aufgerufen. Dazu gesellen sich Gruppen, welche die Intifada glorifizieren und mörderischen Terrorismus als vermeintlichen Freiheitskampf und “Dekolonialisierung” rechtfertigen. Eine ernstzunehmende Auseinandersetzung der Veranstalter mit Antisemitismus und Gewalt in den eigenen Reihen ist nicht erkennbar.
Wir sind es leid, zu diesen Vorfällen zu schweigen. Wir sind es leid, dass Jüdinnen und Juden in Berlin Angst haben. Wir sind es leid, die Dämonisierung und Delegitimierung Israels mit anzusehen. Wir haben es satt, in Debatten übergangen zu werden und eine unzureichende Darstellung von Antisemitismus als ein “Problem der Anderen” zu erleben.
Antisemitismus existiert in allen Bereichen der Gesellschaft und muss in dieser Weise verstanden und bekämpft werden. Er ist weder patriotisch, noch fortschrittlich, noch heilig. Er ist ein hässlicher und gefährlicher Ausdruck des Hasses, in all seinen Formen.
Wir rufen daher dazu auf, mit uns gemeinsam am 15. Mai 2022 um 16.30 Uhr am Potsdamer Platz ein starkes Zeichen zu setzen: Gegen JEDEN Antisemitismus!

We are currently witnessing disturbing events in Berlin, Germany and around the world: the various, ugly faces of antisemitism.
We witness antisemitism among the right-winged, left-winged, religious extremists as well as in mainstream society. A series of antisemitic and violent demonstrations are currently taking place on the streets of Berlin, where violence against Jews in the name of Jihad is often encouraged. We also see political groups glorify the intifada, justifying murderous terrorism against Jews as an alleged “freedom fight” and a form of “decolonization”.
There is no evidence that the organizers of these demonstrations are seriously concerned with antisemitism and violence within their own ranks.
We are tired of being silent about these incidents. We are tired of Jews in Berlin fearing their safety. We are tired of the demonization and delegitimization of Israel. We are fed up with being left out in debates and constantly seeing antisemitism presented as “the other side’s problem”.
Antisemitism exists in all sectors of society, and must be understood and fought against as such. It is neither patriotic, progressive nor holy. It is an ugly and dangerous form of hate in all its forms.
Therefore we ask you to join us on 15th of May 2022 at 16:30 at Potsdamer Platz as we send a strong message: No to ALL kinds of antisemitism! 


Anita Augspurgs Friedensrede am 8. März

Hört ihr das Donnergrollen in der Ferne?

Gewitter ist es nicht, dass sich aus dunklen Wolken

die helle Labung für die junge Saat ergieße.

Der Lärm bedeutet Tod und Untergang der ganzen Welt.

Ukraine ist nicht weit, zwei Stunden Flug Berlin nach Kiew,

wir dürfen die Ermahnung nicht missachten!

So steh ich nun vor euch, musst aufstehn aus dem Grabe,

um hier erneut dem Frieden in der Welt das Wort zu reden.

Ihr kennt mich wohl. Zu meiner Lebtag hab ich stets

der Frauen Freiheit und des Friedens Botschaft 

unters Volk gebracht und mich auch nie gescheut,

den Mächtigen Parol zu bieten.

‘s ist Krieg – er geht uns alle an!

Es kann sich niemand davor drücken.

Und wenn euch nicht der Menschen Leid

im Osten dort zu Tränen rührt,

so denkt zum Wenigsten daran, wie schnell

die grause Wut der Waffen hier sein kann.

Wir feiern heut den internationalen Tag der Frauen.

Die Frage lautet: was ist Frau und was ist Mann?

Die Frage sollte sein: was ist der Mensch?

Denn erst wenn alle Menschen ungeachtet ihrer Art

in Frieden und Respekt zusammen leben können,

erst dann gelingt es uns, von Kriegen frei zu sein.

Birgit Scheibe als Anita Augspurg in dem Monodrama 19 1 1919 – Foto Gabriele Pinscher (2019)

Doch Krieg ist mehr als nur ein Wort, 

das man verschweigen kann,

er ist Gewalt und böse Tat 

und ist durch Taten zu besiegen.

Krieg aber bringt den Tod zu beiden Seiten,

nur Opfer gibt’s, nicht Sieger und Verlierer.

Fast acht Jahrzehnte lebtet ihr im Frieden,

ihr dachtet, Krieg ist nur Erinnerung.

Nicht alle Völker warn wie ihr so glücklich. 

Sie pochten hilfesuchend oft ans Tor.

Ihr aber könnt so frei sein zu entscheiden,

wer zu euch fliehen darf, wer nicht. 

Es steht kein Denkmal über Babyn Jar, schrieb Jewtuschenko,

jetzt wacht ein Denkmal übers Massengrab:

die Menora, zerbombt von russischen Raketen.

So höhnen Putins Söldner jenem Tag im Jenner,

an dem die Roten Truppen Auschwitz-Birkenau befreiten.

Wie konnten Russen diesen Tag vergessen?

Arglistig wählt der kriegsbesessene Tyrann

die jungen Männer aus den Dörfern aus,

die – kaum belesen und mit wenig Wissen

über Politik – sich Patrioten dünken.

Dem Vaterlande wolln sie Dienst erweisen,

sich opfern für den Nachruhm ihres Zaren.

Wie Dichter sind doch Bauern.

Aus grober Krume formen sie die milde Frucht,

die nährt und prägt und uns am Leben hält.

O Sünde, eine ganze Gen’ration von Bauernjungen

um maskuliner Gier nach Macht und Reichtum willen

ins sichere Verderb zu führen!

Ihr Frauen, stehet auf wie ich!

Gedenket der Geschichte, die uns Pflicht  

zum Handeln heute auferlegt.

Mariupol mahnt uns wie Leningrad:

vor achtzig Jahren starben dort die Menschen,

durch deutsche Truppen abgeschnitten von Versorgung.

Ein gleicher Völkermord geschieht in Kiews Schwesterstädten,

die ohne Strom und Wasser, ohne Lebensmittelnachschub

den Würgegriff des russischen Aggressors 

erleiden müssen und sich kaum noch wehren können.

Doch mit dem Mute der Verzweiflung

erkämpfen die Verteidiger des Todes Aufschub.

Du böser Wicht, im Kreml eingeschlossen, 

in deinen Augen grimmt schon längst der Tod,

und aus der Haut strömt dir der schale Ruch des Todes.

Du hast nicht eine Nacht durchwacht, als deine Kinder weinten,

nicht eine Unze Schnee geschmolzen, ihren Durst zu löschen

oder der alten kranken Mutter Stirne zu benetzen.

Ihr Männer, hört das Friedenswort der Frauen!

Setzt alle eure Mittel ein, den Feind zum Rückzug zu bewegen.

Verhindert diesen Genozid an beiden Völkern.

Man kann nicht kämpfen, ohne selbst zu leiden.

Es kostet Tränen, Schweiß und Blut, 

dem Kriege Einhalt zu gebieten.

Nicht nur um Frieden geht es in dem Kampfe.

Es geht auch um die Freiheit, hier wie dort.

Denn allzu oft nimmt sich der Übermut der Herrscher

die Not, dem Angriff auf das Land zu wehren,

zum Vorwand für Verringerung der Rechte,

und schon erkämpfte Anerkennung geht verloren. 

Ihr Männer, die vom Krieg nicht lassen können,

die Botschaft, die wir bringen, ist die gleiche:

Die Menschheit, soll sie überdauern, muss

ein Ende setzen allem, was zerstört.

Es gibt nur einen Kampf für unser aller bess’re Zukunft:

damit die Erd‘ ein Ort bleibt, wo die Menschen leben können.

Vor mehr als hundert Jahren rief ich:

Gewährt den Frauen Freiheit und 

ihr gebt der Welt den Frieden!

So ruf ich heute in die Welt:

ringt um den Frieden miteinander

und um der Menschen Freiheitsrecht.

[Sehr laut, mit erhobener Faust]

Gebt der Ukraine Freiheit

und der Welt den Frieden!

(F. Thomas Gatter)


Some thoughts on Anne-Frank-Day

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Anne and Settela shared the same fate. Why is one constantly remembered and the other one almost never remembered? Why could one write a diary and the other one could not? Why is there an Anne Frank Day on 12 June and not also a Settela Steinbach Day on 23 December? These would be thoughts that teachers and their students at the 266 Anne Frank Schools could pursue, today, on Anne Frank Day…

The well-known photo of Anne Frank was borrowed from the website of the Anne Frank House in Berlin. The picture of Settela is from the film “Departure of the Deportation Train May 19, 1944” in the Dutch Camp Westerbork, filmed by Rudolf Breslauer. Shortly afterwards, 20 km north of Westerbork, in the Dutch town of Assen, some wagons of the Belgian transport XXV (25) from the Kazerne Dossin camp at Mechelen are attached, then the train travels on further east, towards Auschwitz, with Jews and Dutch Sinti, among them Settela Steinbach. From: Westerbork Filmmontage Rolle 1 (RVD cat.nr. 02-1167-01) courtesy of Nederlands Instituut voor Beeld en Geluid | OpenImages. BUM20200415_31 19440519. Deportation Train (20200414 v20200415) Michel van der Burg | Settela.com

(Link to a video of Rudolf Breslauer’s film strip: https://youtu.be/uZSsTegI8y4)


Berlin monument to the Sinti and Roma of Europe murdered by the Nazis is endangered

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Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas

© Rolf Krahl / CC BY 4.0 (via Wikimedia Commons)“

Deutsche Bahn (German Rail) plans to partially block or even relocate the “Memorial to the Sinti and Roma Victims of  National Socialism” in  Berlin’s  Tiergarten Park. According to the current plans of Deutsche Bahn AG, “one of the most important future projects of the Berlin railway network” (quote from German Rail statement) is to be built here near the Reichstag building: a new City-S-Bahn line as an additional north-south link for the main station. Not only Sinti and Roma, but also German Jews and other groups to whom the memory of Shoa and Porrajmos is important will resist.

On the web portal http://www.change.org, a petition is currently running as the first sign of a hopefully broadly supported protest against the railway plans that jeopardize the hard-won memorial inaugurated in 2012 (https://www.change.org/p/deutsche-bahn-ag-das-mahnmal-der-ermordeten-sinti-roma-bleibt) . The managers of Deutsche Bahn seem to have a short memory. When configuring the S-Bahn line, which is to divide after undercrossing the Spree river in order to bypass the Reichstag on the right and left, they simply overlooked the memorial on the south side of the Reichstag building. If their plans go through, the western S-Bahn line will run exactly across the location of the memorial. As one hears from discussions of the Memorial Foundation and the Central Council of German Sinti and Roma with German Rail representatives, the latter were very surprised that someone might be against simply dismantling the memorial and moving it elsewhere. They remembered even less the fact that the German railways benefited quite well from the deportations of the Sinti, Roma, Jews and other victims’ groups to the Nazi extermination camps. And that this might give rise to a historical responsibility for the railways today. For comparison only, the Dutch railway company has long since agreed to make reparations for complicity in Nazi deportations from the Netherlands.

The threat to the monument, which is an important place of remembrance for many victims’ relatives, cannot be treated as just a matter for the Gypsies. It concerns all those who care about the German culture of remembrance and the fight against forgetting as well as against the resurgent right-wing radicalism.


Despite Corona we remember: 75 years ago today, Buchenwald and Mittelbau-Dora were liberated.

On April 11, 1945, the Buchenwald concentration camp and the Mittelbau-Dora forced labor camp were liberated by prisoners and U.S. soldiers. Nearly 80 000 people had been murdered in these two Nazi death facilities  by means of torture, forced starvation and pseudo-medical experiments. Soviet prisoners of war were shot. The concentration camp was located in the immediate vicinity of the “Dichter- und Denkerstadt” Weimar. Buchenwald remains a symbol of the Nazi reign of terror brought forth by the nation of Goethe and Schiller. But Buchenwald is also remembered for the prisoners’ resistance, both secret and open, against the SS.

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11 April 1945, armed prisoners arresting SS men in the vicinity of the liberated camp. (Buchenwald and Mittelbau-Dora Memorials Foundation)


Exhibition at Nienburg, North Germany, City Hall on 26 January: The Yellow Star

Der gelbe Stern


Remember the liberation of Auschwitz

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